Ich habe einen hustenden Igel im Garten.
Was soll ich tun?
Das Husten der Igel rührt von Lungenwürmern und/oder Lungenhaarwürmern her. Davon sind heutzutage leider sehr viele Igel befallen, weil die Igel mangels Insekten auf das Fressen von Würmern und Schnecken ausweichen müssen. Und das sind die Zwischenwirte der Lungenwürmer.
Man kann und sollte nicht jeden Igel, der hustet, aufnehmen und entwurmen. Eine Hilfsbedürftigkeit im strengen gesetzlichen Sinne liegt bei gelegentlichem Husten nicht vor. Die meisten Igel kommen mit einer gewissen Befallsstärke an Lungenwürmern zurecht. Im Herbst gilt es außerdem zu bedenken, dass ein Igel nach dem letzten Entwurmungsmedikament noch eine Woche nicht in den Winterschlaf gehen darf. Nimmt man ihn jetzt auf, mutet man ihm zu, den gesamten Rest seiner diesjährigen aktiven Zeit und eventuell sogar den gesamten Winterschlaf in einer Pappkiste zuzubringen.
Eine Internierung ist nur nötig, wenn der Igel außer dem Husten deutlich hörbar beim Atmen rasselt (das deutet auf eine übergroße Schleimmenge hin, die durch eine durch den Wurmbefall ausgelöste Bronchitis produziert wird), untergewichtig ist (eingekerbter Hals, herausstaksende Hüftknochen), undurchsichtigen Schleim (weiß oder gelb) aus der Nase absondert und/oder grünen Kot oder Durchfall hat.
Je nachdem, ob meine kleine Igel-Intensivpflegestation schon überfüllt ist oder nicht und wie schwer Ihr Igel krank ist, würde ich die Behandlung des Tieres dann stationär übernehmen oder Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen, um es in engmaschigem Austausch bei Ihnen zu Hause zu behandeln. Dies gilt natürlich vor allem auch, wenn Sie so weit entfernt wohnen, dass eine Übergabe des Igels an mich ohnehin nicht in Frage kommt. Einer Entwurmung muss häufig eine antibiotische Behandlung vorausgehen. Alles in allem müssen Sie mit einer Internierung von ca. drei Wochen Dauer rechnen.
Wenn Sie den Igel aufgenommen haben, stellen Sie die Kiste, in die sie den Igel gesetzt haben, bitte richtig warm, bei Wohnzimmertemperatur, mindestens 20° !!! Außerdem beachten Sie bitte alle Hinweise des Textes „Unterbringung, Futter, med. Behandlung, Auswilderung des Pflegeigels” .
Was die Behandlung des Igels betrifft, so gehen Sie bitte nur zu einem igelkundigen und nicht zu irgendeinem Tierarzt. Viele Tierärzte kennen sich mit Igeln nicht gut aus, weil der Igel im Tierarztstudium fast gar nicht vorkommt, und geben in guter Absicht falsche oder dem Zustand und Alter des Tieres nicht angemessene Medikamente. (Auf keinen Fall dürfen Ivomec oder Advocate oder irgendein anderes Spot-On-Präparat bei Igeln verwendet werden. Sie sind für Hunde und Katzen entwickelt und lassen sich nicht einfach per Dreisatz auf das Gewicht des Igels umrechnen, denn der Igel verstoffwechselt ganz anders als andere Tiergattungen.) Allenfalls könnten Sie einen Tierarzt bitten, sich mit mir in Verbindung zu setzen, — nur lassen sich Tierärzte erfahrungsgemäß von Igelstationsmitarbeitern nicht so gerne beraten, weil wir ja nur Laien sind. Selbstverständlich wäre ich dazu aber gerne bereit, z. B., wenn Sie weit von hier entfernt wohnen und sich auf tierkundige Hände angewiesen fühlen.