Ich beobachte einen Igel, der sich auffallend oft kratzt.
Woran kann das liegen, und was kann ich gegen seinen Juckreiz tun?
Wenn ein Igel sich kratzt, kann der Juckreiz von Flohstichen, Herbstgrasmilben, von einer Pilzinfektion, einer bakteriellen Hautinfektion (Dermatitis) und/oder einem Befall mit anderen Milbenarten herrühren.
Flöhe können Sie mit bloßem Auge sehen. Man sprüht den Igel mit Frontline ein, einem Spray, das eigentlich für Hunde und Katzen konzipiert ist. Sie können es, auch in kleiner Flasche, in der Apotheke oder bei Doc morris kaufen. Ganz, ganz wichtig ist, dass Sie das normal konzentrierte Spray kaufen, auf keinen Fall das Spot-on-Präparat, von dem man einem Hund oder einer Katze einen Tropfen in den Nacken tut und damit am ganzen Körper alle Außenparasiten erledigt. Das ist für Igel viel zu konzentriert, man kann damit nicht nur die Parasiten, sondern den ganzen Igel umbringen. Mit dem normalen Spray können Sie den Igel einmalig mit drei Spühstößen auf den Rücken und zweien unter den Bauch einsprühen, dabei aufpassen, dass nichts ins Gesicht bzw. in die Augen kommt. Vor dem Besprühen einen Teststoß machen, um sicher zu gehen, dass ein breit zerstäubter Nebel aus der Flasche kommt und kein massiver Flüssigkeitsstrahl.
Herbstgrasmilben sondern orangefarbene krümelige Substanzen ab, mit Vorliebe in den Achseln, um die Augen und Ohren herum und an den Zitzen. Bei Herbstgrasmilben behandelt man ebenfalls mit Frontline. Man kann bei einem Befall in Augennähe ein bisschen Frontline in ein kleines Gefäß sprühen, ein Wattestäbchen hineintauchen und die befallenen Stellen vorsichtig betupfen.
Es können allerdings auch behandlungsbedürftige Erkrankungen vorliegen:
Hautpilz bei Igeln ruft eine weißliche Haut hervor, die aussieht, als wäre sie mit Mehl bestäubt. Bei stärkerem Befall bilden sich weiße Gespinste zwischen den Stacheln, und schließlich führt das zu flächigem Stachelausfall. Da ein solcher Igel seine Artgenossen ansteckt und so ein Pilz nicht von selber wieder weggeht, ist es sinnvoll, ihn aufzunehmen und zu behandeln. Vorsicht: Igel-Hautpilz ist auch für den Menschen extrem ansteckend.
Eine Dermatitis (bakterielle Hautentzündung) ist nicht immer leicht von einem Pilz zu unterscheiden. Ab und zu kommt auch beides zusammen vor. Bei einer Dermatitis ist die Haut stark gerötet, schuppt sich und nässt auch bisweilen, besonders häufig an den stachellosen, (ehemals) behaarten Körperpartien. Die Haut kann sich dabei verhärtet und ledrig anfühlen. Beides sind aber auch Erscheinungen bei Hautpilz. Auch diese Erkrankung sollte bei Internierung des Igels behandelt werden, da sie sonst zu gravierenden weiteren Infektionen (Abszesse) führen kann und draußen außerdem Fliegen anzieht, die dann Eier auf die betreffenden Stellen legen. Geschlüpfte Fliegenmaden sind meistens das Todesurteil für den Igel.
Ein Befall mit verschiedenen Arten von Milben, die nicht Herbstgrasmilben sind, juckt im allgemeinen nicht ganz so sehr. Auch dieser Befall geht oft mit einem Pilz- und/oder Bakterienbefall einher. Ein Milbenbefall erzeugt einen hellgrau-weißlichen, schuppigen Belag an den betroffenen Stellen, der oft zu Haar- bzw. Stachelausfall und entzündeten Sekundärinfektionen führt. Am häufigsten sind die Ohren, der Nasenrücken und die Partie der Stirnstacheln befallen. Bei nennenswertem Milbenbefall sollte der Igel ebenfalls in vorübergehender Gefangenschaft behandelt werden.
Heranwachsende Jungigel kratzen sich häufig, ohne dass sie eine Erkrankung hätten. Die neu durchbrechenden Stacheln während des Igelwachstums scheinen einen Juckreiz auszulösen. Wenn man der Haut nichts ansieht, besteht kein Grund zur Beunruhigung.
Pflegeigel, die im Spätherbst bei Heizungsluft gepäppelt werden, haben gelegentlich sehr trockene Haut, die sich sogar ein wenig schuppen kann. Hier ist eine hilfreiche Maßnahme, den Igel großzügig mit Oliven- oder Kokosöl zu beträufeln.