Mein Rat nach 15jähriger Erfahrung: Bitte verwenden Sie zur Entflohung “Frontline”-Spray, das es als normales Pumpspray, auch in kleinen Flaschen, zu kaufen gibt oder als Sprühflasche in größeren Gebinden. Man bekommt es beim Tierarzt, in der Apotheke oder bei doc morris.
Bitte lesen Sie in eigener Sache wegen eines gewissen Shit-storms gegen Frontline und gegen mich den Absatz nach dem *.
Bitte verwenden Sie keinen Flohpuder – die Igel bekommen ihn in die Atemwege, und der Puder bleibt als Nährboden für Pilzbefall zwischen den Stacheln auf der Haut.
Sie können Frontline auch bei einem noch relativ kleinen, allerdings stabilen Jungigel sofort anwenden, meist genügen bei einem kleinen Igel 2 Sprühstöße der 100-ml-Flasche auf den Rücken, nicht unter den Bauch. Man deckt das Gesicht des Igels ab, damit er nichts in die Augen oder in die Atemwege bekommt. Die Flöhe auf dem Körper flüchten dann zwar nach der Frontline-Benetzung auf den Kopf des Igels, sterben aber trotzdem ab, denn sie haben die Substanz ja bereits abbekommen.
Bei geschwächten Jungigeln ist von der Verwendung von Frontline abzuraten, weil es eben ein Gift und darüber hinaus auch ein alkoholischer Nebel ist und solchen Tieren den Rest geben kann. In diesem Falle nehmen Sie lieber in Kauf, dass die Igel noch einige Tage ihre Flöhe behalten, bzw. bei kleinen Igeln kann man die Flöhe auch mit Geduld und in ein paar Sitzungen im Abstand von 2-3 Tagen absammeln.
Ein ausgewachsener Igel bekommt 4 Sprühstöße auf den Rücken und 2 unter den Bauch. Testen Sie vorher in die Luft, ob ein feinverteilter Sprühnebel herauskommt und kein massiver gebündelter Strahl. Bei den größeren Flaschen kann man an der Düse drehen, um das einzustellen. Und aufpassen, dass das Tier nichts ins Gesicht und in die Augen bekommt. Die Flöhe flüchten sich zwar nach dem Einsprühen ins Gesicht, aber sie haben dann schon etwas “abbekommen” und überleben das nicht. Einen eingesprühten Igel nicht in ein dicht gestopftes, oben geschlossenes Schlafhaus setzen (Alkoholnebel), sondern für ein paar Stunden den Deckel beiseite legen.
Verwenden Sie bei Igeln bitte auf gar keinen Fall irgendein Spot-on-Präparat, auch nicht Advocate!!! Man muss sich vergegenwärtigen, dass es sich dabei um ein wirklich starkes Gift handelt, das bei Katzen und Hunden die Innenparasiten töten mag, ohne dem “Wirt” zu schaden. — Bei Igeln, für die diese Medikamente ja gar nicht entwickelt wurden und in der erforderlichen kleinen Menge nur sehr ungenau zu dosieren sind, bringt es dann das Tier, das man retten wollte, gleich mit um.
Da es Frontline auch als Spot-on-Präparat gibt, sagen Sie extra, dass Sie dieses nicht wollen bzw. achten bei der online-Bestellung genau darauf. Spot-on-Tropfen sind für Hund und Katze vordosiert. Bei dem Versuch, einen solchen Tropfen für Igel zu teilen oder zu reduzieren, ist die Dosierung viel zu ungenau und damit gefährlich!
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*In eigener Sache! Wegen einiger aktueller “Angriffe” von sehr klugen und igelerfahrenen Foren-Bloggern:
Frontline wird seit einiger Zeit in etlichen Gremien stark verunglimpft (“Shit-storm”…). Ich weise darauf hin, dass es sich bei Frontline nicht um ein Nervengift handelt, das neurologische Störungen verursacht. Ich verwende Frontline seit 18 Jahren (natürlich in vernünftiger Dosierung und nur bei Igeln, bei denen ich mir sicher bin, dass ein Insektizid nicht gleich auch noch den ohnehin schon lebensbedrohlich kranken Igel oder ein winziges Igelkind mit umbringt). Ich habe in meiner Obhut noch nie einen Igel erlebt, der nach der von mir beschriebenen vernünftigen Behandlung mit Frontline irgendeinen Schaden davongetragen hat. Den Einwänden von “erfahrenen” Igelsachverständigen gegen die Verwendung von Frontline möchte ich begegnen mit der Anfrage: “Was tun Sie gegen Flöhe und Zecken-Nymphen? Wie lange pflegen Sie Igel, und wieviele Igel sind bisher durch Ihre Hände gegangen?” Ich pflege Igel seit 2005 und habe, meine Zeit von 2006 bis 2014 als Vizevorsitzende des “Igelhaus Laatzen” eingerechnet, bis heute etwa 9500 Igel in den Händen gehabt, die bis auf sehr wenige parasitenfreie Tiere sämtlich mit Frontline behandelt wurden, ohne dass ein Igel dadurch zu Schaden gekommen wäre. Die wirklich wirksame Alternative zu Frontline war Jacutin-Spray, das angeblich weniger aggressiv gegen den Parasitenwirt war. Aber dieses ist seit einigen Jahren vom Markt genommen. Sogenannte “biologische und unbedenkliche” Flohsprays kann man gerne kaufen und anwenden… aber sie nützen nur den Vertreibern. Die Flöhe auf dem Igel leben lustig weiter…
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Zecken sterben bis zu einem gewissen Grade ebenfalls durch Frontline-Spray ab, leider aber bei weitem nicht alle. Liegt nicht gerade ein Massenbefall vor, der auf eine Schwächung des Immunsystems durch eine Erkrankung schließen lässt, entfernt man die Zecken am besten mit einer Zeckenzange oder einer gut greifenden Pinzette. Mit beiden Geräten greift man die Zecke direkt oberhalb der Igelhaut. Mit der Zeckenzange dreht man die Zecke vorsichtig, bis sie sich gelöst hat. Mit der Pinzette fasst man die Zecke so, dass die Greifer der Pinzette auf Bauch und Rücken der Zecke zu liegen kommen, und zieht die Zecke mit einem schnellen Impuls (sanfter Ruck) senkrecht zur Igelhaut heraus. Die Zecken dürfen nicht mit Öl oder Klebstoff betropft werden, wie es in früheren Zeiten oftmals propagiert wurde, denn in dem Moment entleeren sie über die Mundwerkzeuge ihren keimverseuchten Mageninhalt in die Haut des Igels. Letzteres geschieht leider auch, wenn man eine Zecke mit Zeckenzange oder Pinzette zu lange herum bewegt, bevor man sie heraus zieht. Das beste ist, die Zecke mit dem ersten Anpacken im Überraschungsangriff zu entfernen.
Zecken beißen sich bevorzugt in und hinter den Ohren und im Bereich des Afters und Schwänzchens des Igels fest, aber auch zwischen den Stacheln sollte man systematisch suchen.
Zeckenentfernung im Gesicht…
…im Haarkranz unterhalb der Stacheln…
…an den Hinterbeinen und unterm Bauch.
Vorsicht, Zecken nicht mit den Zitzen verwechseln! Und auch die Männchen haben kleine Zitzen, so wie Menschenmänner ja auch Brustwarzen haben. Sehr kleine Zecken sind kaum größer als Mohnkörner —- man übersieht sie meistens zunächst. Deshalb einen Pflegeigel nach ein paar Tagen nochmals absuchen. Bei Zeckenmassenbefall (50 Zecken und mehr) sprühen Sie den höchstwahrscheinlich geschwächten Igel entweder sehr sparsam mehrmals im Abstand von zwei Tagen mit Frontline ein, oder Sie gehen zum Tierarzt Ihres Vertrauens: Er kann nach einer zugrundeliegenden Erkrankung suchen, die die Zecken angezogen hat, und den Igel gegen die Zecken mit einer 1:30-Lösung von Dectomax mit Sesamöl/Ballistol-Animal einsprühen.
Igel verkraften das piekende manuelle Entfernen von Zecken nicht allzu lange: Es besteht die Gefahr, dass sie sich erbrechen oder in einen Schockzustand geraten, wenn man sie länger als eine Viertelstunde am Stück mit der Zeckenentfernung malträtiert. Legen Sie also Pausen ein und befreien Sie den Igel in mehreren “Sitzungen” von den Zecken.
Die Zecken bitte nicht ins Abwasser spülen, da sie dort weiterleben und sich mit Hilfe des schon abgezapften Igelblutes vermehren. Halbwegs nicht-eklige Entsorgungsmöglichkeiten sind, die Zecken in ein kleines Glas mit Brennspiritus oder in das flüssige Wachs eines brennenden Teelichts zu werfen.
Milben sind nicht ganz so leicht zu diagnostizieren und manchmal schwierig von einer Hautpilzerkrankung zu unterscheiden. Ein Milbenbefall erzeugt einen weißlichen, schuppigen Belag an den betroffenen Stellen, der oft zu Haar- bzw. Stachelausfall und entzündeten Sekundärinfektionen führt. Am häufigsten sind die Ohren, der Nasenrücken und die Partie der Stirnstacheln befallen. Am besten geht man zum Tierarzt, der ein Hautgeschabsel unters Mikroskop legt und die Milben dann sieht. Es stehen sodann einige Präparate zur Verfügung, z. B. auch hier mit einer 1:30-Lösung von Dectomax mit Sesamöl/Ballistol-Animal, mit denen der Igel eingesprüht werden kann.Stabile Igel kann man auch in Sebacil-Lösung (1 ml auf 1000 ml warmes Wasser) baden, je 5 Minuten, 2mal im Abstand von 4 Tagen.
Bitte weisen Sie den konsultierten Tierarzt darauf hin, dass alle in diesem Text beschriebenen Behandlungsvorschläge den Angaben der Schrift “Igel in der Tierarztpraxis” des deutschen Dachverbandes Pro Igel e.V. entsprechen,die von der Tierärztl. Hochschule Hannover mitentwickelt wurde und deren Lektüre als Ergänzung zum Studium jedem Tierarzt dringend zu empfehlen ist. Denn der Igel wird leider im Tiermedizin-Studium nicht detailliert behandelt.
Läuse haben Igel gar nicht!
Igelflöhe beißen den Menschen nur einmal, um zu merken, dass er ihnen nicht schmeckt. Hund und Katze sind allerdings willkommene Wirte für den Floh.
Zecken krabbeln manchmal auf dem Igel herum, weil sie noch nicht zum Zubeißen gekommen sind. Sie würden auch auf den Menschen umsteigen, also darauf achten.
Milben wären nur bei längerem engen Hautkontakt zum Umsteigen auf den Menschen in der Lage. Diesen sollte man vermeiden (Handschuhe).